Kantorenstelle seit Juli neu besetzt

Interview mit Hyunju Kwon

Dürfen wir vorstellen? Hyunju Kwon

Mit Mendelssohn-Bartholdy hat sie uns gewonnen und überzeugt! Die Choralkantate „Verleih uns Frieden gnädiglich“ hat sie mit uns in ihrem Probedirigat eingeübt. Ruhig und konzentriert hat sie die Probe geleitet, verständnisvoll für uns,die wir Singen im Chor in unserer Freizeit betreiben aber dennoch nie den Blick verlierend für musikalische Feinhei-ten und Nuancen. Schon nach dieser ersten Probe wussten wir: Sie ist es!

Mittlerweile hat Hyunju Kwon die Probenarbeit aufgenommen und für den Konfirmationsgottesdienst und den Gottesdienst am 22.Juli mit dem Chor die musikalische Gestaltung übernommen. Der Alltag ist bereits eingekehrt.

Dennoch möchten wir unsere Kanto-rin und ihren musikalischen Werdegang näher vorstellen. Dafür stand sie uns für ein Interview zur Verfügung.

SoFi: Hyunju, uns scheint es nicht selbstverständlich, dass sich junge Menschen in Südkorea für klassische westliche Musik interessieren. Wie und wann hast Du begonnen, Dich damit zu beschäftigen?

Hyunju Kwon: Seit ich sechs Jahre alt bin habe ich in meiner Kirchengemeinde den Kinderchor am Klavier begleitet und auch mitgesungen. Mit 15 Jahren leitete ich verschiedene Kirchenchöre und Ensembles in Korea und jetzt auch in Deutschland. Viele Menschen hier würden staunen, wenn sie wüssten, wie oft Händels „Messias“ oder das Weihnachtsoratorium von Bach in der Weihnachtszeit in koreanischen Kirchen aufgeführt wird. Die europäische klassische – vor allem geistliche- Musik gehörte bereits in Korea zu meinem Alltag. Übrigens habe ich mein Bachelorstudium im Fach Chorleitung in Korea bei einem deutschen Professor, sein Name ist Martin Behrmann, abgeschlossen und sein Unter-richt prägte mich sehr. Aus diesen Gründen bin ich nun in Deutschland!

SoFi: Du dirigierst auch Kirchenchöre. Hier ist man ja nochmal mit einer speziellen Sparte der Musik beschäftigt. War das auch schon in Deiner Heimat ein Thema für Dich?

Hyunju Kwon: Auf jeden Fall, ich bin gewissermaßen in der kirchlichen Kultur aufgewachsen.

SoFi: Du arbeitest während Deines Studiums mit Chören, die sich vorwiegend aus Musikstudenten und ausgebildeten Sängern zusammensetzen. Was ist der Reiz oder die Her-ausforderung mit Menschen zu arbeiten, die Singen als Hobby betreiben ?

Hyunju Kwon: Ich arbeite gern mit professionellen Musikern, aber ich habe mehr „Leidenschaft“ für Laien, die technisch nicht perfekt sind aber aus ganzem Herzen singen und spielen. Das macht mir mehr Spaß und gibt mir mehr Befriedigung. Es spielt für mich keine große Rolle, wie gut Musiker ausgebildet sind, es kommt für mich darauf an, was unser gemeinsames Ziel ist, und wenn das passt, dann ist fast alles andere egal. Für den Kirchenchor Neulußheim ist unser Ziel, einmal in der Woche zu proben, mit möglichst viel Spaß und Freude und dabei Gott zu loben und ihm zu danken.

SoFi: Ein großes Problem vieler Chöre in Deutschland ist der fehlende Nachwuchs und die sich daraus ergebende „Überalterung“, was in den meisten Fällen zur Auflösung des Chores führt. Warum lohnt es sich Deiner Meinung nach, in einem Chor zu singen?

Hyunju Kwon: Das ist ja eine schwierige Frage! Darüber habe ich auch schon nachgedacht, aber leider noch keine passende Lösung gefunden. Die junge Generation – dazu gehöre ich eigentlich auch (schmunzelt)- interessiert sich eher für Popmusik als für Klassik und geht lieber Tanzen als zur Chorprobe. Vielleicht ist das eine Mode, also etwas was sich wieder ändert? Es ist schon schade, aber wir müssen es letztlich akzeptieren. Die Welt ändert sich.

Dennoch halte ich es für empfehlenswert im Chor zu singen. Ich als junge Dirigentin arbeite sehr gern mit Älteren, weil ich von denen viel lerne. Ich kann von ihrer Erfahrung profitieren, die sie in ihrem Leben gesammelt haben. Auf jeden Fall macht das Singen Spaß und trägt zur Gesundheit bei. Das wird auch von vielen Experten bestätigt.

Sofi: Vielen Dank für dieses Gespräch!

Mit der Vorstellung unserer neuen Kantorin verbinden wir eine Einladung an alle Interessierten:

Wer Freude an der Musik und Spaß daran hat, gemeinsam mit anderen Chorliteratur einzustudieren und in Gottesdiensten vorzutragen, ist herzlich zu unseren Proben im Evangelischen Gemeindehaus eingeladen. Die Proben finden mittwochs statt und beginnen um 19.15 Uhr. Fragen hierzu beantwortet Ihnen unsere 1. Vorsitzende Jutta Roth.

SoFi