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Freut euch!

Lätare (Freut euch) heißt der Sonntag in der Fastenzeit, der auch „kleines Ostern“ genannt wird. In diesem Jahr wird er am 14. März begangen. Und da hat auch die evangelische Kirchengemeinde Neulußheim etwas zu feiern: Beim Gottesdienst ab 10 Uhr in der evangelischen Kirche wird Organist Gerhard Müller für 25 Jahre Dienst an der Orgel in der Gemeinde geehrt. Die Ehrung nimmt Christoph Diez, Vorsitzender des Kirchengemeinderats, vor. Selbstverständlich sitzt der Jubilar auch an seinem Ehrentag an der Orgel und gestaltet gemeinsam mit einer Abordnung des Kirchenchors den Gottesdienst musikalisch. Anmeldungen für den Gottesdienst werden im Pfarramt unter Telefon 06205 31130 oder per E-Mail an neulussheim@kbz.ekiba.de entgegengenommen. Der Zutritt zur Kirche ist aufgrund der Corona-Hygienevorschriften weiterhin nur mit medizinischer oder FFP2-Maske gestattet.

„The Sound of Music“ in der Ev. Kirche Neulußheim

Orgelkonzert mit Gerhard Müller am 1. März begeistert Publikum

Freunde der Orgelmusik kamen in der Evangelischen Kirche Neulußheim in den Genuss eines besonderen Konzertes.

Organist Gerhard Müller, der ansonsten den sonntäglichen Gottesdienst mit seinen choralen Klängen umrahmt, hatte bereits vor zwei Jahren ein begeistertes Publikum in seinen Bann gezogen. So auch an diesem Sonntagabend vor einem überaus großen Publikum.

Unter dem Motto „The Sound of Music“ präsentierte er klangliche Schönheiten auf der pneumatischen Steinmeyer-Orgel. Melodien von Billy Joel, Andrew Lloyd Webber, Sting oder Chris de Burgh, getreu dem Motto von Victor Hugo: „Die Musik drückt das aus, was nicht gesagt werden kann und worüber zu schweigen unmöglich ist“.

„Wir sind alle in der Stimmung für eine Melodie“. Mit dieser Liedzeile aus dem ersten Stück „Piano Man“ von Billy Joel begrüßte Pfarrerin Katharina Garben das Publikum sowie Gerhard Müller, Organist und Künstler an der Orgel.

Wie Reggae sich aus Orgelpfeifen anhört, wurde durch Stings Lied über den Engländer in New York eindrucksvoll vermittelt. Chris de Burghs Liebeslied „Lady in Red“ brachte dann Sehnsucht und Wehmut gleichermaßen zum Ausdruck.

Das faszinierte Publikum spürte, dass die Orgel heute die Königin war. Die „Queen of the Day“ und die „Lady in Red“.

Gebannt folgte man den Melodien des Hollywood Films „The Sound of Music“ auf Deutsch: „Meine Träume – meine Lieder“, der in den 60er Jahren in die Kinos kam. Ob bei „My Favorite Things“, „So Long Farewell“ oder „The Lonely Goatherd“; in der Handlung, an Maria Augusta von Trapps wahre Lebensgeschichte angelehnt, geht es darum, das Leben zu genießen und wenn es darum geht, klare Kante gegen Gewalt und Hass zu zeigen. In diese Zuversicht hinein trugen die Melodien aus „The Sound of Music“.

Mit dem Klang des Orgelspiels stellte sich beim Publikum ein großes Wohlgefühl ein.
Kein Wunder. Spürte man doch die Leidenschaft und die volle Hingabe von Gerhard Müller an seiner Orgel.

Dazu Pfarrerin Katharina Garben, die zu jedem Musiktitel die Botschaften der Stücke mit kurzen Geschichten und Anekdoten an die Zuhörer herantrug.

Nach den Melodien zum Träumen gab es noch drei interkulturelle Begegnungen zum Abschluss. Aus Asien chinesische Folkloremusik mit dem Stück “Oogway ascends“ aus dem Film „Kung Fu Panda“ und die musikalische Reise weiter nach Ägypten mit „Benjamin Calypso“ aus dem Musical „Joseph“. Zwar eine verworrene und komplizierte Geschichte, aber Gott dachte es gut mit Josef. Er glaubte und vertraute.

Die letzte Begegnung mit „Nancy Mulligan“ von Ed Sheeran erzählt die Geschichte seiner eigenen Großeltern, wie die Katholikin Nancy Mulligan seinen protestantischen Großvater kennenlernte und heiratete.

Die Botschaften aller Stücke wurden von Gerhard Müller voller Hingabe überzeugend in warmen Klangfarben zum Ausdruck gebracht. Wie ein Flirt mit der Orgel bei den Melodien zum Träumen oder nostalgisch anmutend bei „Lady in Red“. So hatten viele Besucher ihre sonntägliche Orgel noch nie gehört.

Ohne Zugabe wurde Gerhard Müller vom Publikum nicht entlassen.

Bescheiden trat er vor sein begeistertes Publikum und dankte all denjenigen, die ihn bei den Vorbereitungen unterstützt hatten.

Pfarrerin Katharina Garben lud nach diesem musikalischen Genuss ins Gemeindehaus ein, wo der Abend mit dem sympathischen Organisten ausklang.

Renate Hettwer

Luther trifft Pink Floyd, die Beatles und andere Popgrößen

Außergewöhnliche Klänge zum Orgelkonzert mit Gerhard Müller

Mit den letzten Orgelklängen zu Michael Jacksons „We are the World“ Song war der Geist dieser viel zu früh verstorbenen Popgröße fast greifbar. Nach kurzer Ergriffenheit im Publikum über das an diesem frühen Abend Gehörte, brandete großer Applaus für den Organisten Gerhard Müller auf, der der Kirchenorgel so ganz andere Töne als in den Gottesdiensten entlockte.

Pfarrerin Katharina Garben hatte für die erkrankte Bettina Lukasczyk die Moderation dieses außergewöhnlichen Orgelkonzertes übernommen und spannte den Bogen von Reformator Martin Luther zu weltbekannten Hits und deren Interpreten.

„Auch schon Martin Luther habe erkannt, dass die Musik ein Geschenk des Himmels sei, die Beste aller Gottesgaben. Nicht nur die geistliche Musik, auch die Popularmusik unserer Zeit“, so Pfarrerin Garben.

Und dieses Geschenk der Freude an der Musik wurde auf besondere Weise von Gerhard Müller an der Orgel interpretiert.

Zum Auftakt erklang das eigens zum Reformationsjubiläum komponierte Lied von Addi Manseicher Solagratia „Allein aus Gnade“.

Wer kennt nicht den größten Erfolg „Hymn“ der englischen Gruppe Barclay James Harvest? Ein Lied an die verstorbenen Popgrößen, die von ihren Höhenflügen des Drogenmissbrauchs nicht zurück kamen. Die Botschaft: Wenn du Gott sehen willst, musst du auf die andere Seite gehen.

Noch immer sind die Beatles die Gruppe mit den meistverkauften Platten weltweit. Aus dem letzten Album hatte Gerhard Müller „Let it be“ ausgewählt. Manche meinen, Paul McCartney habe dieses Lied zu Ehren von Maria, der Mutter Gottes geschrieben. Andere meinen, seine verstorbene Mutter Tracy habe ihm im Traum die beruhigenden Worte „Let it be“ – lass es geschehen, nimm es an, mit auf den Weg gegeben.

Von Luthers innerer Zerrissenheit erzählt das Lied „Nun freut euch lieben Christengmein“. Die Besucher waren eingeladen, das Lied mitzusingen und mit den vertrauten Orgelklängen gelang das sehr gut.

From a distance“, Julie Gold, das ist sie, die amerikanische Sängerin und Songschreiberin. Die berühmteste gecoverte Version kennt man von Bette Midler. Die Erkenntnis dieses Lieds: Gott passt auf uns auf und alles, was erreicht wurde, wurde aus Hoffnung getan. Gerhard Müller verstand es, an der Orgel, diese Zuversicht mit seinen Klängen zu vermitteln.

Earth Song, der sich mit ökologischen Aspekten beschäftigt, spiegelt die innere Zerrissenheit und die Ängste Michael Jacksons um Themen wie Religion, Krieg und zerstörerisches Handeln wieder. Rettung suchte Jackson in Medikamenten und Drogen, die er nicht fand. Luther dagegen wurde seine Entdeckung vom gnädigen Gott lebensrettend und lebensweisend.

Welche Interpretation zum Jahrtausendgebet „The Millennium Prayer“, das von Gerhard Müller oder von Cliff Richard, der auf eine 60jährige Bühnenpräsenz zurückblicken kann, war dem Besucher des Konzertes überlassen. Auf jeden Fall machte die musikalische Bandbreite der Vertonung des Vaterunsers einfach sprachlos.

Das „Kyrie eleison“ ist seit dem 4./5. Jahrhundert im christlichen Glauben nachweisbar. Anfang 1986 stand der Popsong von „Mister Mister“ auf den vorderen Rängen der USA Hitparade.

Der Soundtrack unserer Jugend mit Pink Floyd über Freiheit und Standhaftigkeit durfte bei diesem Orgelkonzert nicht fehlen. „Another Brick in the Wall“, ein zweifelsohne zeitloses Meisterwerk, rechnet mit dem autoritären Schulsystem der Nachkriegszeit ab und wurde weltweit eine Hymne für Rebellen. So stellt man sich auch Martin Luther vor: Kämpferisch, rebellisch.

Mit dem bekannten Friedenslied „We are the world“, das 1985 aufgenommen wurde und Geld zur Hilfe für die Hungernden in Afrika einspielen sollte, wurde durch die vielen Mitwirkenden wie z.B. Stevie Wonder, Diana Ross, Lionel Richie und viele andere zu einem Welthit. Liebe ist alles was wir brauchen, wir sind die Kinder dieser Welt.

Nachdenklichkeit, Lebensfreude und die Verbindung zu Martin Luthers Aussage, dass Musik ein Geschenk Gottes sei, spiegelte sich in den Tönen Gerhard Müllers an der Orgel wider. Ein Genuss, der vom Publikum in der voll besetzten Kirche mit überaus großem Applaus belohnt wurde. Himmel und Erde verbinden uns mit dem Schöpfer, so Gerhard Müller. Als Zugabe endete das Konzert deshalb mit dem Lied von Bryan Adams: „Heaven“.

Dass die angekündigte Illustration des Orgelkonzertes wegen der Erkrankung von Bettina Lukasczyk leider nicht stattfinden konnte, tat der Freude über dieses Gänsehautkonzert keinen Abbruch. Richtig sagte Pfarrerin Katharina Garben zu Anfang des Konzertes: „Schließen Sie die Augen und lassen Sie ihre eigenen Bilder zu den Orgelklängen entstehen.”

Welcher persönliche Hit nun Favorit war, konnte bei dem anschließenden Sektempfang im Gemeindehaus in den Gesprächen mit Gerhard Müller nicht ganz geklärt werden. Außer, dass man sich auf ein weiteres Orgelkonzert mit Gerhard Müller schon heute freut.

Renate Hettwer