Weihnachtsbotschaft 2019

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„So merket nun das Zeichen recht:
Die Krippe, Windelein so schlecht,
Da findet ihr das Kind gelegt,
Das alle Welt erhält und trägt.“
Vom Himmel hoch (EG 24, 5)

Zu Weihnachten gehören Engel und Hirten, Ochs und Esel, Maria und Josef. Sie schauen mit uns gemeinsam auf Jesus, der in der Krippe liegt und gestillt, beschützt und gewickelt werden muss. Dieses Kind in Windeln ist eine Liebeserklärung Gottes an uns: „Freut euch! Ihr gehört zu mir, ich bin für euch da!“

Gleich zweimal werden die Windeln in der Weihnachtsgeschichte erwähnt. Warum sind sie so wichtig? Sie zeigen, wie nah uns Gott in Jesus kommt. Gott gibt sich in unsere Hände: in die Hände Marias, die ihn fürsorglich wickeln, und in die Hände von Josef, der auf manchen mittelalterlichen Bildern Jesu Windeln wäscht. Aber Jesus gerät auch in die Hände von Menschen, die ihn bedrohen, gefangen nehmen und am Ende töten. An Weihnachten wird Gott Mensch, wirklich Mensch.

Deshalb gehört jeder Mensch zu Gott. Nicht erst der, der keine Windeln mehr braucht. Auch noch der, der im Alter wieder Windeln braucht. Und ganz bestimmt der, der Zeit seines Lebens drauf angewiesen ist, dass andere ihn oder sie sauber machen. Gott liebt uns, die wir manchmal Großar-tiges vollbringen und manchmal schwach, klapprig und verwirrt sind. Jedem Kind, das im Krieg schutzlos den Bomben ausgeliefert ist, jeder Frau, die durch Gewalt bedroht ist, jedem Menschen, der vor Hunger nicht ein noch aus weiß, sagt Gott: „Ich bin bei dir und geht mit dir auf allen dei-nen Wegen!“ Die Windeln von Jesus sind ein Zeichen dafür, dass Gottes Liebe gerade für deren Würde eintritt, die nicht für sich selbst sorgen können, die Opfer von Unrecht und Gewalt sind.

Das Lukasevangelium erzählt, dass Jesus nach seinem Tod am Kreuz von seinen Freundinnen und Freunden wieder in Windeln gewickelt und ins Grab gelegt wird. Aber er bleibt nicht im Tod. Am Ende liegen vor dem leeren Grab die Binden aus Leinen, in die er eingewickelt war. Sie stärken unsere Hoffnung: Schaut da, das Kind in Windeln gewickelt in der Krippe! Gott ist mit uns! Nichts, nicht einmal der Tod kann uns von Gottes Liebe trennen!

Ich wünsche Ihnen eine gesegnete Advents- und Weihnachtszeit

Landesbischof Prof. Dr. Jochen Cornelius-Bundschuh