Karl Hermann Behaghel (1839-1921), Baurat und Kirchenbauinspektor

Der Architekt (der Erste, der Führer, der Tektoi der Bauleute, aus dem griechischen ἀρχή arché, „Anfang“, Ursprung, Grundlage, das Erste und τέχνη techne, Kunst, Handwerk‘ sowie ἀρχιτέκτος architéktos, Oberster Handwerker, Baukünstler, Baumeister‘) befasst sich mit der technischen, wirtschaftlichen, funktionalen und gestalterischen Planung und Errichtung von Gebäuden und Bauwerken vorwiegend des Hochbaues. Seine Kernkompetenz ist das über das Bauen hinausgehende Schaffen von Architektur.
(Quelle: Wikipedia)

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Karl Hermann Behaghel, der Architekt der Neulußheimer Evangelischen Kirche, wurde 1839 als Sohn eines Gymnasialprofessors in Mannheim geboren. Nach einem fünfjährigem Studium der Architektur an der Technischen Hochschule in Karlsruhe (Staatsexamen 1863) und einer kurzen Assistentenzeit bei der Evangelischen Kirchenbauinspektion in Karlsruhe wurde er 1869 zum Bauinspektor dieser Behörde in Heidelberg ernannt. Bis 1888 entwarf er als Privatarchitekt die Pläne für die Synagoge in Heidelberg, der Villa Schifferdecker in Neuenheim, der Villa Schulz am Schloss, dem Bankhaus Köster und der Landhausschule (Weststadt). in Heidelberg. Seine große Schaffensphase lag jedoch zwischen 1889 und 1913. 18 Kirchen im nordbadischen Raum, darunter die Christuskirche (Weststadt) und Johanneskirche (Neuenheim) in Heidelberg, die Peterskirche in Weinheim, die evangelischen Kirchen in Wieblingen, Rohrbach, Friedrichsfeld und Schlierbach errichtete er in dieser Zeit; in Mannheim waren es die Friedenskirche in der Schwetzinger Vorstadt und die Pauluskirche im Waldhof. Auch die Villa Lassig-Barholomä, das Haus Erb (Gaisbergstraße) und die Villa Czerny (Teil des Kurfürst Friedrich Gymnasiums) am Neckarstaden in Heidelberg stammen alle von Behaghel. Selbst für die Renovierung der Heiliggeist- und der Providenzkirche war er verantwortlich.

Auch in Mannheim und Umgebung wurden Kirchen nach den Plänen von Behaghel errichtet. So 1866/69 im neugotischen Stil die Erlöserkirche in Seckenheim, 1868/71 die Evangelische Petruskirche in Mannheim-Wallstadt, 1870/72 die Evangelische Kirche in Heddesheim, 1876/78 die Evangelische Stadtkirche in Ladenburg und 1887/89 die neugotische Johanneskirche in Feudenheim. 1891 erstellte er auch die Pläne für die Neckarauer Matthäuskirche, deren Innenraum modern wiederhergestellt wurde. 1896 leitete Behaghel den Umbau des evangelischen Pfarramtes in Mannheim G4.2, 1897/98 den Anbau eines Chores an die Evangelische Kirche in Leutershausen und 1898 den Anbau einer Altarnische in Schriesheim. In direkter Umgebung von Neulußheim erstellte Behaghel 1906 einen Plan für den Neubau der Evangelischen Kirche in Reilingen, der jedoch nicht zur Ausführung kam. Ebenfalls von Behaghel stammt die Evangelische Stadtkirche in Hockenheim, die 1907 errichtet wurde. Neulußheim ist mit den Baudaten 1908/09 das letzte Bauprojekt von Behaghel.

Für seine Verdienste um das Universitätsjubiläum 1886 wurde Behaghel mit dem Ritterkreuz 1. Klasse vom Orden des Zähringer Löwen ausgezeichnet.

1913 schied Karl Hermann Behaghel aus seinem Dienstverhältnis aus und übersiedelte nach Leipzig, wo er 1921 verstarb. Seine Asche wurde auf dem Heidelberger Bergfriedhof beigesetzt.